Veranstaltungsbericht der VVO-Bürgerversammlung in Nossen

Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) hatte am 3. Juli 2013 um 17 Uhr in den Sachsenhof Nossen zu einer Bürgersammlung unter dem Thema „Zukünftige ÖPNV-Bedienung der Strecke Meißen – Nossen – Döbeln“ eingeladen.

Der Einladung des VVO sind rund 100 Bahnnutzer, Anwohner und Interessierte aus Nossen und anderen betroffenen Gemeinden entlang der Bahnlinie gefolgt obwohl es keine echte Werbung für die Veranstaltung gab, was sicher auch so beabsichtigt war.

Zu Beginn der Veranstaltung wurde durch den Landrat Herrn Steinbach, welcher in seiner Eigenschaft als Aufsichtratvorsitzender des VVO anwesend war und die Veranstaltung moderierte, die Teilnehmer vorgestellt:

  •  Herr Perner / Transport Consultants GmbH Berlin
  •  Herr Ehlen / Geschäftsführer VVO
  •  Herr Korda / Abteilungsleiter VMS

Gleichzeitig wurde betont, dass die Bahnstrecke Döbeln – Rosswein – Nossen – Meißen mit die Veranstaltung nicht zu Grabe getragen würde und es sich nur um eine Informationsveranstaltung handelt.

Anschließend folgte eine grafische Präsentation der, durch die Firma ETC, durchgeführter Studie durch Herrn Perner. Der Studie wurden die Fahrgastzahlen der letzten fünf Jahre zugrunde gelegt, also in einer Zeit als der Regional-Express-Verbindung nach Dresden und der Stundentakt zwischen Nossen und Meißen bereits abgeschafft war. Bereits während der Vorstellung des Zahlenwerkes, wurde erster Unmut der Gäste laut, besonders zu dem Zeitpunkt, als den Nossener offenbart wurde, dass es in der Region keine lohnenswerten touristischen Ziele gibt.

Folgende Varianten wurden untersucht:

  • SPNV Döbeln – Nossen – Meißen mit zusätzliche Haltepunkten
  • SPNV Döbeln – Nossen – Meißen mit Direktverbindung nach Dresden im Zweistundentakt bzw. Einstundentakt
  • Einstellung SPNV Döbeln Zentrum – Nossen – Meißen und ein erweitertes Busangebot

Die Durchbindung nach Dresden im Einstundentakt ist, logischerweise für die Verkehrsverbunde die teuerste Variante, wobei sich hierbei laut der Studie die Fahrgastzahlen von derzeit 250 Fahrgästen nicht einmal verdoppelten sollen obwohl die parallelen Buslinien 418 und 424 eingestellt werden. Es wurde dabei ein zusätzlicher Finanzaufwand von 5 Mio. Euro genannt.

Die Einstellung des SPNV ist selbstverständlich die günstige Variante obwohl zusätzlich eine Buslinie von Döbeln über Lommatzsch nach Meißen geschaffen wird, sparen die Verkehrsverbünde rund 1 Mio. Euro an Zuschüssen ein und es sollen wesentlich mehr Fahrgäste in den ÖPNV umsteigen obwohl es laut der Studie fast kein Pendlerpotenzial gibt, was noch abgeschöpft werden könnte. Wieso keine Variante untersucht wurde, wo sowohl Bahn als auch der Bus gleichberechtigt aber sinnvoll verknüpft wieder existieren können, ist ebenso fraglich.

Die Zusammenfassung der Studie sowie die Präsentation sind zwischenzeitlich auf der Interseite des Verkehrsverbundes Oberelbe verfügbar, so dass sich jeder ein Bild vom Zahlenwerk machen kann.

Nach der Präsentation der Studie hatten die Bürger die Möglichkeit in einer Art Podiumsdiskussion ihre Fragen, Meinungen und Unmut über die zukünftigen Pläne zu äußern, wobei eine offene Diskussion tunlich vermieden wurden ist und nur auf ausgewählte Fragen wurde geantwortet, die darstellten wie überlegen der Bus doch gegenüber der Bahn ist..

Unter den Besuchern herrschte zu 100% Einigkeit, dass die Bahnlinie erhalten werden muss und das derzeitige Verkehrsangebot mehr als mangelhaft ist. Folgende Anmerkungen zum Gutachten und Kritik an den jetzigen Plänen wurden zum Beispiel vorgebracht:

  • Durch Einstellung der Regional-Express-Verbindung nach Dresden und Reduzierung des Zugangebotes von einem Ein- auf eine Zweistundentakt gingen der Strecke viele Fahrgäste verloren
  • Durch den Wegfall der Bahnverbindung wird die Region für neuansiedelte Unternehmen unattraktiver ggf. könnten Unternehmen ihren Standort in der Region aufgeben wodurch Arbeitsplätze in der Region verloren gehen würden
  • In der Bahn ist durch die Bewegungsfreiheit ein ganz anderes Reisen möglich. So ist eine Toilette vorhanden und die Zeit des Reisens kann für das Lesen eines Buches, Arbeitsvorbereitungen etc. genutzt werden.
  • Es wurden die beschränkte Mitnahme von Fahrräder bzw. Kinderwagen im Bus und deren fehlende Barrierefreiheit angesprochen. In den Bussen der Linie 424 ist zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt keine Mitnahme möglich.
  • Dass die Busse im Stau auf der Autobahn oder im Dresdner Berufsverkehr feststecken und so die vielgepriesen „kurzen“ Fahrzeiten meist nicht gehalten werden können und es im Winter bei Eis und Schnee schon häufig zu Ausfallen gekommen ist.
  • Einführung eines einheitlichen Tarifes entlang der Strecke, wodurch das derzeitige Tarifwirrwarr beseitigt wird und so auch Fahrten von Döbeln und Rosswein mit einer Fahrkarte bis in Dresdner Stadtgebiet möglich werden.

Sehr begrüßt von den Besuchern wurden, die während der Veranstaltung durch Peter Wunderwald verteilten und auf privates Engagement gefertigten, druckfrischen Faltblätter mit touristischen Zielen entlang der Bahnstrecke Leipzig – Döbeln – Meißen. Hierzu waren die zuständigen Verkehrsverbünde in den letzten 15 Jahren nicht in der Lage.

Am Ende der Veranstaltung nach fast drei Stunden folgte das Resümee des Abends durch Landrat Herrn Steinbach nach dem Motto: Sie wollen Ihre Bahn behalten und wir wollten Ihnen heute Abend den Busverkehr schmackhaft machen. Die Verbandstagung des VVO wird im Herbst vermutlich entscheiden, den Verkehrsträgerwechsel von Bahn auf Bus entsprechend der Studie durchzuführen. Anschließend könnten zwar noch der Kreis bzw. die Städte für den Verkehr der Strecke aufkommen aber denen fehlt das Geld.

Den Besucher wurde somit offenbart, dass egal ob Sie es wollen oder nicht „Der Bus wird kommen und die Bahn wird eingestellt“. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Bürger mit den von den Verkehrsverbünden vorbestimmten Schicksal zu Ihrer Bahn nicht abfinden und weiter für den Erhalt Ihre Bahn kämpfen!